Nebelmord by Yrsa Sigurdardóttir

Nebelmord by Yrsa Sigurdardóttir

Autor:Yrsa Sigurdardóttir [Sigurdardóttir, Yrsa]
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
ISBN: 9783104030449
Herausgeber: Fischer E-Books
veröffentlicht: 2014-10-14T22:00:00+00:00


19. Kapitel

24. Januar 2014

Den ganzen Tag hatte sich Nína an ihren Teil der Abmachung gehalten. Sie war am Morgen zur Arbeit gekommen, hatte sich einen Kaffee geholt und war dann in den Keller gegangen, wo sie wie vereinbart alte Akten gesichtet hatte. Sie suchte nicht nach Unterlagen über Þröstur oder das Ehepaar, Þorbjörg und Stefán, sondern hatte nur den Archivierungswert der Akten im Sinn. Dabei kam sie richtig in Fahrt und schaffte mehr Regalmeter, als sie gedacht hatte. Nun stand der Flur voller schwarzer Mülltüten und Pappkartons mit jenen Unterlagen, die aufbewahrt werden sollten. Derjenige, der die Sachen einscannen musste, war wirklich nicht zu beneiden. Nína wollte lieber nicht daran denken, dass sie das wahrscheinlich selbst wäre.

Sie machte eine halbe Stunde Mittagspause und arbeitete ansonsten durch, bis ihr die Oberarme wehtaten. Das Essen holte sie in der Kantine und aß es in ihrem Büro. Das war leichter, als alleine am Tisch zu sitzen, während ihre Kollegen so taten, als sei sie Luft. Selbst wenn dann vielleicht ein paar Semmelbrösel von ihrem panierten Schnitzel auf die Tastatur fielen. Nína war zwar erschöpft, fühlte sich aber, als hätte sie den Tag bei sommerlichen Temperaturen am Strand verbracht. Endlich hatte sie den Kopf frei und dachte zum ersten Mal seit langem nicht ständig über ihre verzwickte Lage nach. Þrösturs Fall wurde wieder aufgerollt, und bald würde sie mehr erfahren. Auf einmal fühlte sie sich richtig gut.

Bis sie raufging, um neue Mülltüten zu holen. Da traf sie Örvar im Flur und fragte ihn, ob er schon Zeit gehabt hätte, sich den Fall anzusehen. Dabei wollte sie eigentlich nur irgendetwas sagen und nicht wortlos an ihm vorbeigehen. Doch seine Reaktion öffnete ihr die Augen: ausgiebiges Räuspern und Hüsteln, gefolgt von umständlichen Entschuldigungen und Erklärungen, warum er noch nicht dazu gekommen sei.

Der Mann würde garantiert keinen Finger rühren.

Er wollte die Sache bis ins Unendliche vor sich herschieben, und damit sah Nína ihre Übereinkunft als ungültig an. Wenn er den alten Fall und eine mögliche Verbindung zu Þrösturs Suizidversuch nicht überprüfen würde, dann musste sie es selbst tun. Sie nickte und heuchelte Verständnis für Örvars Lage. Er hob irritiert die Augenbrauen, konnte ihre Reaktion aber nicht richtig einordnen. Nína lächelte nur, grüßte kurz zum Abschied und sagte, sie werde ihn später noch einmal darauf ansprechen.

Wie sollte sie jetzt vernünftigerweise vorgehen? Erstens musste sie außerhalb der Arbeitszeit recherchieren, und zweitens musste sie Þorbjörg treffen, die Witwe des Journalisten Stefán. Die Frau hatte dreißig Jahre lang darauf gewartet, mit jemandem zu reden, der ihr glaubte. Sie würde Nína bestimmt freundlich empfangen. Es sei denn, sie hatte sich totgesoffen.

Þorbjörg Hinriksdóttir stand nicht im Telefonbuch. Aber sie lebte noch. Laut Einwohnerverzeichnis war sie vermutlich ohne feste Bleibe, wobei sich Nína ziemlich sicher war, dass sie nicht auf der Straße lebte, da sie die meisten Obdachlosen mit Namen kannte. Sie musste also ein Dach über dem Kopf haben, aber wo? Möglicherweise war sie in Hlaðgerðarkot oder einer anderen Therapieeinrichtung, vielleicht sogar in der Psychiatrie.

Ein paar Anrufe, bei denen sich Nína unverfroren als



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